Deutscher Orden
Die Kreuzzüge und die Templer
Die Gründung des Deutschen Ordens fiel in die Zeit der Kreuzzüge, die ab dem 11 Jh. Richtung Jerusalem gingen. Auf dem Konzil von Clermont im Jahr 1096 beschloss man den Christen des Orients zu helfen und die heiligen Stätten des Christentums wiederzugewinnen. Damals wie heute erhoben und erheben drei große Weltreligionen Anspruch auf die heilige Stadt Jerusalems; das Judentum, das Christentum und der Islam. Ein Gegner war schon damals der zuletzt Genannte. Die Kreuzzüge waren auch immer ein Kampf gegen die Muslime, für die Jerusalem ebenfalls eine heilige Stätte war.
Im Jahre 1099 konnten die Christen Jerusalem erobern und im Jahr 1119 bildetete sich um den Patriarchen von Jerusalem eine Gemeinschaft Ritter, die die Pilger auf ihrer Reise in die heilige Stadt schützen sollten. Aufgrund ihrer angeblichen Quartiersnähe zum Tempel Salomos nannten diese Ritter sich Tempelritter.
Dies war einer der ersten von drei großen Ritterorden die in die Geschichte eingehen sollten und als Inspiration für die weiteren zwei Gründungen dienten; während sich im späteren Verlauf ihrer Geschichte die Templer und die Johanniter eher dem romanischen Raum zuwandten, sollte der Deutsche Orden einen ganz anderen Weg gehen, als die beiden Erstgenannten.
Gründungsjahre
Der Orden wurde als Hospital für die Pilger Jerusalems von Lübischen und Bremer Kaufleuten im Jahre 1190 als „Hospitale sancte Marie Theutonicorum Ierosolomitani“ gegründet. Dieser sehr lange und komplizierte Name bedeutet übersetzt „Hospital Sankt Marien des Deutschen Hauses zu Jerusalem“. Seine Aufgaben waren anfangs noch nicht kämpferischer Natur; er sollte als Hospital dienen und damit karitative Zwecke erfüllen. Der Orden wurde dann später in das eroberte Akkon verlegt.
Bereits ein Jahr nach seiner Gründung wurde der Orden von Papst Clemens III (1187-1191) unter seinen Schutz genommen und mit den Regeln der Johanniter versehen; von 1191 bis 1198 entwickelte sich der Orden weiter und wurde unter Papst Innozenz III (1198-1216) im Jahre 1199 zu einem rein militärischen Orden, nach Vorbild der Templer.
Der Orden war, wie erwähnt, anders als die Templer und Johanniter, welche romanisch/französisch geprägt waren – hauptsächlich vom deutschen Adel , welcher bevorzugt seine Knaben zum Orden schickte. Das Oberhaupt des Ordens war und ist bis in die heutige Zeit der Hochmeister. Die ersten drei Hochmeister zwischen 1198 bis 1209 bleiben historisch eher im Dunkeln, es ist wenig mehr als ihr Name bekannt; diese drei waren; Heinrich Walpot von Bassenheim (1198-1200), Otto von Kerpen (1200-1208), sowie Heinrich von Tunna, genannt Bart (1208-1209).
Der vierte Hochmeister Herman von Salza hingegen, sollte sich in die Geschichte sowohl des Ordens, als auch in die Weltgeschichte eintragen.
Von Salza kann ohne Zweifel als Urvater Preußens gelten, denn unter seiner Führung erhielt der Orden ein eigenes Territorium – dies unterschied den Orden auch von den Templern und Johannitern, die es nicht zu einem eigenständigen Territorium brachten.
Doch wie kam es dazu?
Dies soll hier in kurzen Umrissen nachgezeichnet werden, der Platz und auch das eigentliche Thema dieses Blogs grenzen den Bereich auf die sich diese Betrachtung beschränken soll bereits stark ein. Der Orden hat nicht nur eine rein Preußische Geschichte, sondern unter anderem erstreckten sich seine Besitzungen bis nach Spanien und den Mittelmeerraum; dies soll hier nicht behandelt werden, sondern ein kurzer Abriss gegeben werden über die Stationen des Ordens in Ostmitteleuropa bis nach Preußen hin, um dann ein wenig detaillierter die Preußische Zeit zu beleuchten.
Der Orden zog sich im Jahr 1211 zurück aus Jerusalem, da sich mit dem deutschen Orden nun drei Ritterorden in der Stadt und im heiligen Land befanden und den Handlungsspielraum des Deutschen Ordens erheblich einshränkte.
Da kam der Hilferuf des ungarischen Königs Andreas II gerade recht; der Orden verwarf seinen Plan sich nach Zypern anzusiedeln und ritt dem König zu Hilfe. Hierbei kamen die Ritter in Venedig vorbei, wo sie eine Burg anlegten, die später als Hochmeistersitz dienen sollte.
Der König von Ungarn hatte ein Problem, wie so viele Herrscher dieser Zeit, mit heidnisch geprägten Teilen seines Reiches und bedurfte entsprechender Unterstützung. König Andreas II (1180-1235) hatte Probleme mit den heidnischen Polowzern und bat die Ritter des Deutschen Ordens um Hilfe diese zu Christianisieren.
Als Dank für die Dienste des Ordens versprach er dem Orden das siebenbürgische Burzenland, dies hätte dem Orden nach Pflichterfüllung auch zugestanden, do die Ungarn rebellierten gegen die Gründung eines autonomen Ordensreiches und warfen die Ritter 1225 aus ihrem Land heraus. Dies unter großem Protest des Papstes, doch dies alles half nichts.
So war der Orden auch dafür verantwortlich, dass sich in Siebenbürgen Sachsen ansiedelten, die als Siebenbürgensachsen in die Geschichte eingehen sollten und nach dem zweiten Weltkrieg zu den deutschstämmigen Volksgruppen gehören sollten, die auch Opfer der Ausweisung aus Osteuropa wurden. Die Gründung der Stadt Kronstadt im Jahr 1221 geht auf den Orden zurück.
Die Eroberung Preußens
Im selben Jahr in dem der Orden seinen Rauswurf aus Ungarn hinnehmen musste, bekam Herman con Salza einen neuen Ruf; diesmal war es der Herzog von Masowien, der die heidnischen Pruzzen christianisiert haben wollte. Über die Pruzzen legte die Geschichte einen Mantel des Schweigens; nur wenig ist von ihrer Götterwelt bekannt, ihre Sprache die durch Assimilation zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert ausstarb lebte fort in den klingenden Namen der ostpreußischen Ortschaften; Namen wie Pillau, Natangen, oder die Namen der Stadtteile Königsbergs wie Löbenicht und Kneiphof zeugten bis 1945 von der dunklen Vorzeit, bevor die Deutschritter kamen.
Damit dem Orden nicht wieder eine solche Schlappe zuteil würde wie in Ungarn, ließ sich Herman von Salza in der goldenen Bulle von Rimini 1226 vom deutsch-römischen Kaiser Friedrich II persönlich den Besitz des Kulmerlandes und der Neueroberungen der Gebiete in der Beuge des baltischen Meeres zusagen. Herman von Salza schaffte es durch viel diplomatisches Geschick sich das Vertrauen des Kaisers, wie des Papstes zu erarbeiten, was sehr vorteilhaft für die angestrebte Ordensstaatsgründung war. So wurde ihm auch vom Papst das Kulmerland zugesprochen und alle zu machenden Eroberungen.
1230 begann der erste Kreuzzug ins Pruzzenland, ein Jahr später wurde die Burg von Thorn erbaut. Man muß sich hier noch keine Burgen aus Stein vorstellen, sondern eher mit Holzpalisaden gefestigte Umfriedungen. Diese wurden dann sukzessive durch Steinburgen ersetzt.
Jedes eroberte Stück Land wurde mit einer Burg gesichert und Dörfer mit deutschen Siedlern drumherum erbaut; diese Siedler sollten das Land bestellen und urbar machen, so schritt die Kolonisierung Preußens voran. Es folgten 1232 Kulm und 1233 Marienwerder. Im selben Jahr wie Marienwerder gegründet wurde, verlieh von Salza Kulm und Thorn die Stadtrechte, die als Kulmer Recht das gesamte Ordensgebiet prägen sollten. Auf diese Weise war es für den Orden leichter seine Besitzungen und Gründungen zu kontrollieren. Deswegen wurde auch nicht wie geplant nach dem Kreuzzug von 1254, zu dem Papst Alexander IV aufgerufen hatte die Stadt Königsberg unter Lübischen Recht, sondern unter Kulmer Stadtrecht gegründet. Königsberg sollte die bedeutendste Stadtgründung des Ordens in Ostpreußen werden.
Durch seine sehr exponierte Lage in der Nähe des Haffs war Königsberg prädestiniert dazu, zu einer Stadt zu werden in welcher man “seine Weltkenntnis erweitern könne ohne groß herumzureisen”, wie Kant, der wohl bekannteste Sohn der Stadt einmal über Königsberg anmerkte.
Geht man durch das heutige Kaliningrad, kann man am Königstor die Statue des Mannes betrachten nach welchem Königsberg benannt wurde; nämlich nach dem Böhmenkönig Ottokar II, dem zu Ehre diese Gründung den Namen König bekam.
Im Jahr 1291 verlor der Orden dann endgültig seine Besitzungen in Akkon und verlegte sein Haupthaus auf die Marienburg, was schon aus strategischen Gründen sehr geschickt war, da man nun das eroberte Land besser kontrollieren konnte.
Die Kolonisierung der Pruzzen muß man sich nicht vorstellen, wie in Hollywood-Kassenschlagern, in denen Ritter brutal Heiden ermorden. Die Ritter achteten darauf, die Pruzzen nicht erschlagen zu müßen, dies zeigt sich auch daran, dass die pruzzische Sprache erst im 17 Jhd. ausstarb aber aufgrund der Assimilation der Pruzzen in die dort neu angesiedelte Bevölkerung und nicht ducrh brutale Totschlägermethoden. Selbstverständlich kam es auch zu Gewalt und natürlich auch zu Totschlag von Seiten der Ritter, doch war man bemüht dies zu vermeiden.
Der Hochmeister und die Ordnung des Ordens
Wie erwähnt war und ist das Oberhaupt des Deutschen Ordens bis heute der Hochmeister. Dieser wurde von einem Großkapitel gewählt, diese wiederum setzte sich aus 13 Mitgliedern zusammen darunter 8 Ritter, 4 geistliche Brüder, sowie einem Priester. Der zu wählende Hochmeister musste ein Ritter des Ordens sein und wurde auf Lebenszeit in sein Amt gewählt (heute ist die Amtszeit eines Hochmeisters auf 6 Jahre begrenzt).
Dem Hochmeister zur Seite standen 5 Großgebietiger, also Ämter die für die Führung des Ordens unerläßlich waren; vergleichbar mit Ministern in einer parlamentarischen Demokratie.
So gab es einen Großkomtur, dieser war der Stellvertreter das Hochmeisters, den Obermarschall, der für das Kriegswesen zuständig war. Für die Finanzen war der Oberstressler zuständig, für die Fürsorge der Oberstspittler und der Obersttrappierer für die Bekleidung.
Die Bekleidung der Ordensbrüder überstieg mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit locker das Jahresgehalt eines Handwerkers; sämisches Leder für Hosen, Pelze aus Marder, Fuchs und Zobel, sowie Samt und Seide für die gesitlichen Gewänder waren die Rohstoffe, die der Orden benötigte um sich zu gewanden.
Aufgaben des Hochmeisters waren die Repräsentanz seines Ordens nach außen und oberhirtliche Fürsorge für seinen Orden nach Innen. Ihm unterstanden der Deutschmeister im deutschen Reich, der Landmeister in Livland, sowie der Landmeister in Preußen.
Diesen Landmeistern (der Deutschmeister hatte sich als Bezeichnung im Reich so eingebürgert, bezeichnet aber trotzdem das Amt eines Landmeisters), hatten ebenfalls fünf Gebietiger zur Seite gestellt. Sie verwalteten die sogenannten Balleien; Provinzen die dem Orden gehörten; der Deutschmeister verwaltete 12, der livländische Landmeister 30 und der Preußische 35. In den Balleien waren mehrer Kommenden zusammengefasst; man sieht also, dass der Ordensstaat hierarchisch strukturiert war; alle Fäden liefen beim Hochmeister zusammen, welchem nur der Papst unterstand.
Alltag des Ordens
Das Leben der Ordensbrüder war im Vergleich mit dem Lebensstandard der übrigen Bevölkerung relativ luxuriös; aufgrund ihrer kriegerischen Ausrichtung war es ihnen vergönnt an drei Tagen; dem Sonnabend, dem Dienstag und dem Donnerstag Fleisch zu essen. Für damalige Verhältnisse ein großes Privileg. Außerdem konnten die Brüder an den anderen drei Tagen Eier und Käse zu sich nehmen; am Freitag wurde Fastenspeise gegessen. Spätmittelalterliches Essen wurde stark gewürzt, beispielsweise mit Pfeffer, Kümmel und Senf. Da es im Mittelalter auch kein sauberes Trinkwasser gab, waren leichte Weine und Biere ein Grundgetränk der Brüder.
Wie erwähnt, war dieser Speiseplan im Gegensatz zur normalen Bevölkerung und anderen rein monastischen Orden überaus priviligiert.
Das gemeinsame Mahl wurde durch Gebete eröffnet, währenddessen galt Schweigepflicht, da es zum Mahl eine heilige Tischlesung gab, der die Brüder zu lauschen hatten.
Auch der restliche Tgesablauf war nicht minder streng reglementiert; der Tag gliederte sich in 7 kanonische Stundengebete und dem täglichen Besuch der Messe. Zur ersten Stunde des Tages wurde gebetet, zur dritten, zur sechsten und zur neunten Stunde. Vor dem Zubettegehen gab es noch einen sogenannten Komplet, also ein Abendgebet. Vom Abendgebet bis zum ersten Gebet des Tages galt strengste Schweigepflicht.
„Drei Dinge bilden die Grundfesten jeglichen geistlichen Lebens: die Keuschheit ewiglich, der Verzicht auf den eigenen Willen, das ist der Gehorsam bis in den Tod; […]“1
Die Rittermönche mußten also ewig keusch sein und durften sich keine Frauen nehmen, der Gehorsam war die oberste Pflicht der Ritter, als Hauptlektüre diente ausschließlich die Bibel oder Bücher mit liturgischen Gesängen bzw. theologische Bücher. Diese Art von Büchern war auch hauptsächlich in den Ordensburgen und Komtureien zu finden, dazu ergänzend außerdem Bücher über Recht oder ähnliche Themen. Die Brüder sollten untereinander einen brüderlichen und liebevollen Umgang pflegen und sich so betragen, dass man nur gut von ihnen reden könne, so weitere Regeln der Ordensstatuten.
Wer in den Orden eintrat verzichtete auf Besitz, denn nur der Orden durfte Gut, Erde, Land und Äcker sowie weitere Wirtschaftsgebäude die für den Unterhalt einer Burg nötig waren besitzen.2
Von den Brüdern sollte „Armut nach dem Vorbild unseres Herrn Jesus Christus“3 gelebt werden.
Da es sich um einen Ritterorden der zum Kampf „[…] gegen die Feinde des Kreuzes und des Glaubens […]“4 handelte waren Pferde, Sättel, Kriegsgerät und Knechte ebenfalls erlaubt gewesen.
Der Orden bekannte sich im 14. und 15. Jahrhundert zwar noch offiziell zur Hospitalbruderschaft, dies war allerdings bloß eher ein Lippenbekenntnis, da seine Aufgaben in dieser Zeit eher dem Kolonisieren gewidmet waren, als der Krankenpflege. Trotzdem verpflichteten die Ordensregeln dazu, den zehnten des gebackenen Brotes an Arme und Bedürftige auszugeben, oder ersatzweise dreimal wöchentlich die Almosen zu geben .
Der heutige Orden hingegen hat alle kriegerisch-ritterlichen Elemente abgelegt und kümmert sich heute hauptsächlich um den Unterhalt diverser Altenstifte und Krankenhäuser.
Die Schlacht bei Tannenberg
Viel wurde über die Schlacht bei Tannenberg geschrieben, als Schlacht von Grunewald ging sie in die Geschichte Polens ein. Jahrhunderte später – in der Zwischenkriegszeit baute man an diesen Ort ein Denkmal und nannte es „Tannenbergdenkmal“, eine klare Provokation gegen das damals verfeindete Polen, welches der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow einen „Bastard des Versailler Vertrages“ nannte.
Aufgrund der extremen Aufgeladenheit wollen wir uns an dieser Stelle die Schlacht von Tanneberg sachlich und nüchtern ansehen.
Was war der Anlass für die Schlacht?
Der Orden hatte die Kolonisation des Pruzzenlandes weitestgehend abgeschlossen und zog nun gegen die Litauer, zwar mäßig erfolgreich aber immerhin wurden die Ritter noch 1355 von Papst Innozenz VI für ihren Kampfeswillen gelobt. Außerdem legten die Ritter ihr Augenmerk auf Danzig, zogen mit diesen Aktionen also den Unmut zweier Reiche auf sich.
Doch bereits im Jahr 1386 vereinigten sich diese beiden Reiche zu einer Personalunion, denn in Polen bestieg Hedwig von Anjou den Thron und heiratete den litauischen Fürsten Wladyslaw Jagiello. Fortan war die Union Polen-Litauen geboren, welche sich gegen den Orden stellte.
Man wollte die alten Proteges, die vom Herzog von Masovien ins Land geholt worden sind nun wieder loswerden.
So standen sich an diesem Morgen des 15. Juli 1410 der Orden und die Streitmächte Polen-Litauens gegenüber. Zuerst schien es so, als ob sich der Orden erfolgreich gegen diese Streitmacht durchsetzen würde, doch dann brachte der Schreiber des litauischen Königs die Wendung; beinahe unbewaffnet stieß dieser einen der Ordensritter, welcher auf seinen Herrn zugeritten kam, aus dem Sattel.
So wendete sich das Blatt und die Union Polen-Litauen schaffte es in der Schlacht den Hochmeister Ulrich von Junginen und sein Gefolge zu töten.
Der Niedergang des Ordens begann an jenem 15. Juli.
Der Tod des Hochmeisters führte dazu dass die gesamte Ritterschaft nun vom Orden abfiel, um dem König von Polen zu huldigen. Es wurde eng für den Orden, im Thorner Frieden von 1411 konnte das Ende des Ordensstaates zwar nicht aufgehalten werden, aber immerhin eine gewisse Schadensbegrenzung erreicht werden. Der Orden wurde finanziell schwer belastet. Das allerdings hielt, wie gesagt den Sturz des Ordens nicht auf, denn 1440 entstand in Marienwerder ein Bund aus Adel und Städten, der „Preußische Bund“, welcher den König von Polen anrief um seinen Schutz zu erbeten. Im Gegenzug sollte jener Bund die Oberhoheit des Königs von Polen anerkennen. Der Grundstein für den späteren Ständestaat. Es folgten der 13jährige Krieg, sowie 1466 der zweite Thorner Frieden infolgedessen der Orden Pommerellen, das Kulmer Land, sowie Elbing, Marienburg und Ermland an Polen abtreten musste. Der einst große Ordensstaat schrumpfte zusammen. Da auch Marienburg verloren war, die seit 1309 Hochmeistersitz war, verlegte der Orden 1457 seinen Sitz nach Königsberg. So wurde Königsberg zum ersten Mal zu einer Landeshauptstadt.5
Säkularisierung unter Hochmeister/Herzog Albrecht
Schließlich war das Amt des Hochmeisters gegen Ende des 15. Jhd. eines der unbeliebtesten Ämter, die es gab, trotzdem fand sich noch ein Fürst. der dieses sehr undankbare Amt übernahm: Herzog Albrecht von Braunschweig aus dem Hause Hohenzollern. Albrechts Mutter war die Schwester des polnischen Königs, daher gedachte man durch diese sehr strategische Wahl des Hochmeisters und seinen familiären Verbindungen zum polnischen Königshaus den Streit des Ordens mit dem König beizulegen. Doch ging diese wohl überlegte Strategie nicht auf: Albrecht verweigerte dem König den Lehenseid. Es kam zum letzten Kampf des Ordens welcher diesen anschließend pulverisierte und schlussendlich auch zur Auflösung des Ordens führte.
Aber der Reihe nach:
Albrechts Vorgänger war Hochmeister Friedrich von Sachsen (1473-1510), dieser unternahm zwar einige Anstrengungen um den Orden zu retten aber hinterließ er Albrecht letztlich einen noch immer geschwächten Ordensstaat.
Albrecht kam aus dem Geschlecht der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach aus dem Hause Hohenzollern. Seine Mutter Sophie war, wie erwähnt, die Tochter des polnischen Königs Kasimir, welcher seit 1447 Polen regierte. Als Albrecht 1511 in das Hochmeisteramt kam, regierte bereits ihr Bruder Sigismund I.
Die Strategie dahinter war dank dieser Allianz dem Orden wieder zu seiner alten Bedeutung zu verhelfen und die Folgen des zweiten Thorner Friedens abzuschwächen oder ggf. ganz zu annulieren und die verlorenen Gebiet zurückzubekommen. Doch sollte sich diese Hoffnung nicht erfüllen, da Albrecht, wie bereits erwähnt, dem König den Treueeid verweigerte.
Dieser wiederum warnte ihn im voraus eindringlich, dass es zu einem offenen Krieg kommen würde, wenn Albrecht den Eid nicht leiste. Es entspann sich ein diplomatisches Hin und Her, an dessen Ende Albrecht 1515 einsehen musste, dass er keine andere Wahl hatte zumindest den Thorner Frieden anzuerkennen.
Doch er nahm keinen Abstand von seinen Zielen und war ebenfalls nicht bereit den Treueeid zu leisten. So suchte er sich Verbündete, um einen offenen Krieg mit Polen zu beginnen. Einen potentiellen Verbündeten fand er in Großfürst Wassilij III. von Moskau, mit dem er einen Vertrag aushandelte, dessen Bedingungen Albrecht allerdings nicht erfüllen konnte. So einigte man sich im Herbst 1519 darauf, dass Moskau entsprechend viel Geld sandte um ein Söldnerheer drei Monate zu unterhalten. Dem Moskauer Großfürsten war sehr viel daran gelegen Polen-Litauen zu schwächen, um weißrussische und ukrainische Gebiete wiederzuerlangen die diesem Königreich zugefallen waren.
Der Krieg begann am 1.Januar 1520 und endete für den Orden in einer krachenden Niederlage, was mitunter auch daran lag, dass der Orden mittlerweile auch im eigenen Land zu verhasst war, um Unterstützung der Stände zu finden. Viele Ritter hatten sich, entgegen der Ordensregeln, Landbesitz zugelegt, das Keuschheitsgelübde missachtet und führten ein Leben, das den Grundsätzen eines Mönchsritters konträr gegenüberstand. Diese sittliche Verkommenheit und scheinheilige Doppelmoral kostete nicht nur dem Orden das Vertrauen und den Rückhalt in der Bevölkerung. Nicht umsonst sollte Martin Luther auf die Entwicklung des Preußenlandes einen großen Einfluss nehmen. Zu dieser Zeit schröpfte die katholische Kirche die Gläubigen mit Reliquienverehrung und dem Ablasshandel, dabei nutzte sie die Angst der Gläubigen (die zum großen Teil nicht des Lesens mächtig waren) und schürte diese mit Höllenvisionen und Geschichten vom Fegefeuer. Es gärte also im gesamten Land und somit wundert es nicht, dass die Ordensritter auch keinen großen Rückhalt in der Bevölkerung hatten.
1521 musste Albrecht einen Waffenstillstand mit Polen abschließen, welcher vier Jahre währte. In dieser Zeit versuchte Albrecht sich neue Verbündete zu suchen, die er aber nicht fand. Infolgedessen wäre er auch bereit gewesen sein Amt als Hochmeister niederzulegen.
Den Ausweg aus dieser sehr nachteiligen Situation zeigte ihm Martin Luther auf, der sich seit 1517 in einer offenen Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche befand. Ihm widerstrebte das verkommene Leben des Klerus, sowie die Ausbeutung der Gläubigen durch die katholische Kirche in Form des Ablasshandels. Dies prangerte er offen an und geriet dabei mit dem Papst aneinander. Infolge dieses Konfliktes teilte sich die alte Welt in katholisch und lutherisch-reformiert. Zwei seiner Mitstreiter waren der Professor Philipp Melanchthon und der Pfarrer Andreas Osiander. Letzteren traf Albrecht 1522 in Nürnberg und zeigte sich beeindruckt von den lutherischen Lehren. Der Kontakt mit den reformatorischen Lehren gab wahrscheinlich den letzten Impuls, damit Albrecht eine sehr radikale Maßnahme vornahm; er begann den Orden aufzulösen und das Land zu säkularisieren, hierbei wurde das Preußenland zu einem Erbherzogtum.
Nachtrag
Die Geschichte des Ordens setzte sich bis in die heutige Zeit fort. Da es auf diesem Blog um die geografische Region östliches Preußen gehen soll, wird die Geschichte des Ordens nachdem er aus Preußen verschwand, nicht weitererzählt.
Heute sitzt der Orden in Wien, der 66. Hochmeister ist Frank Bayard; die Hochmeister werden heute wie damals gewählt, allerdings ist ihr Amt auf eine Zeit von 6 Jahren begrenzt.
Diesem Artikel liegen die folgenden Bücher zugrunde:
Sarnowsky, J. (2012). Der Deutsche Orden (2.Auflage). München: C.H.Beck
Tautorat, H.G. (1981). Ostpreußen Landschaft Leistung Schicksal. Düsseldorf:NWZ-Verlag Düsseldorf
Hans Henning Hahn/Robert traba (Hg.) “20 Deutsch-Polnische Erinnerungsorte”
Gause, F.() Geschichte der Stadt Königsberg (3 Bändige Ausgabe)
1Ordensstatuten des 13. Jhd. in Sarnowsky, J. (2012). Der Deutsche Orden (2.Auflage). München: C.H.Beck
2Vgl. ebd.
3Ebd.
4s.ebd.
5Vgl. Schoeps,H.J. (1966) Preußen:Geschichte eines Staates. (Auflage von 1997). Berlin: Ullstein Buchverlag S. 16